The sound of ice
90 Grad Nord
Morgens um 9 h sind 90 Grad Nord erreicht. Ich stehe ganz vorn am Bug und bin in diesem Moment der nördlichste Mensch der Welt. “Gibt es hier Tiere?” frage ich jemanden auf dem Schiff. “Nein, hier gibt es nur noch Eis”, so die Antwort. Der Kapitän braucht noch eine Weile, um eine Eisscholle mit wenig Rissen und Schmelzwasser zu finden, damit es möglich ist, von Bord zu gehen. Ich setze meinen Fuß vorsichtig in die Arktis. Welche Spuren hinterlasse ich hier in dem menschenfeinlichsten Terretorium der Welt? Andächtig trage ich Leinwand und Farben, Fotokamera und Stativ zu meinem Malplatz auf dem gefrorenen Meer. Weit weg vom Schiff kehrt nun die langersehnte Stille ein. In allen Himmelsrichtungen erstreckt sich die unendliche Eiswüste, so weit mein Auge reicht. Meine kalten Hände tauchen in weiß und malen los. Meine Finger gleiten zitternd über die Leinwand, mein Spachtel schichtet Eiskristalle in die Farbe. Längst ist die Grenze der erträglichen Kälte überschritten. Doch Grenzen sind zum Überwinden da und so springe ich in einer Malpause im Bikini in das Nordpolarmeer und mir wird bewusst, dass ich noch viel kältere Temperaturen aushalten kann. Als ich weitermalen will, geschieht das Unfassbare: Ein Eisbär taucht auf!